Mittendrin statt am Rand – neue Quartiere
Da, wo jetzt unser jüngstes Projekt entstanden ist, stand noch vor ein paar Jahren eine ganze Häuserzeile aus der Gründerzeit. Haus an Haus, ganz typisch für das Viertel. Ich mag die alten Häuser und ihre Geschichten. Wo sie nicht mehr zu halten sind, bleibt dann eine Lücke, ein Loch im ehemals dichten Gefüge. Das sieht nicht einfach aus, als wäre da halt eine Wiese, sondern man merkt richtig, dass etwas fehlt. Allerdings bietet so eine Fläche auch die Freiheit, etwas Neues zu erschaffen. Wo findet man denn noch mitten in der Stadt Raum für neue Architektur in dieser Größenordnung? Ein wahnsinniger Luxus! Wir bauen mit unserem Büro überwiegend für Menschen, die nicht am Stadtrand auf der grünen Wiese wohnen wollen, sondern mitten drin. Deren Kinder sollen alleine zur Schule gehen können und sie wollen nicht immerzu auf ein Auto angewiesen sein.
Auch ein Doppelhausneubau kann außergewöhnlich und schön sein, qualitätvoll, wertig – und gar nicht mal unbedingt teurer als das Fertighaus „von der Stange“, wenn dann am Ende alle Extrawünsche mit abgerechnet werden. Wir wollen mit unseren Gebäuden nicht nur Chancen verwerten, sondern auch etwas Positives zur Struktur der Stadt und des Viertels beitragen. Mit den drei Doppelhäusern ist es uns gelungen, etwas Neues zu schaffen ohne das Alte zu ignorieren. Minimalismus ist ja ein neues Wort für Einfachheit, das gab es hier schon immer: Reduzierung auf das Wesentliche, Bescheidenheit. Nun sind unsere Objekte nicht aus Backstein und, manche finden die Fenster zu groß, aber ich finde, es ist eine gelungene Neuinterpretation von Einfachheit. Eine Straße ist ja kein Museum, und so heterogen wie die Leute sind, die hier leben, so verschieden können doch auch die Häuser sein. Aber ich habe sowieso das Gefühl, dass man dem hier ganz offen begegnet.
Unser neuer Block ist zwar weniger kompakt und nicht geschlossen, aber die frühere Dichte braucht es auch einfach nicht mehr. Stattdessen ermöglichen die Lücken zwischen den Häusern eine größere Transparenz und Durchlässigkeit. Auch im Innern des neuen Blocks wird das deutlich. Wichtig ist nur, dass man das auch durchhält: Hecken sind okay, aber Zäune sind verboten. Das soll ja keine Privatstraße sein, wir sind schließlich mitten in der Stadt.Schon Wirklichkeit
Hitzacker Dorf – Neuanlage eines interkulturellen Generationendorfs als Ergebnis der Willkommenskultur im Wendland, Hitzacker 2017
Zuhause in der Stadt – Neuinterpretation der Blockstruktur mit Gartenwegen im historischen Kontext, BNR.Studio, Saintes (Frankreich) 2005
Big Yard – Schließung einer Großbaulücke mit einem Reihenhausriegel. Gemeinsamer Hof als Erschließungsraum, Zanderrozh Architekten, Berlin 2010
Grüße aus der Zukunft >> Wittenberger Transformationsgeschichten
Alle Transformationsgeschichten wurden 2018 von subsolar* Architektur und Stadtforschung im Auftrag der Stadt Wittenberge entwickelt. Sie basieren auf den Erkenntnissen der Rahmenplanung Packhofviertel und aktuellen urbanen Transformationsprojekten.