In der Reihe tanzen – Baugruppenprojekt
Das war schon ein Abenteuer, auf das wir uns da vor 5 Jahren eingelassen haben. Wir haben lange nach einem Haus nach unseren Vorstellungen und für unsere finanziellen Mittel gesucht und immer wieder kam der Wusch auf, selber zu bauen. Wir haben uns dann im Ermöglichungsbüro beraten lassen und waren von dem Konzept Baugruppe ganz begeistert. Ich finde die Vorteile liegen ganz klar auf der Hand: Die späteren Bewohner lernen sich schon vor Einzug gut kennen und man teilt nicht nur Kosten, sondern auch Erfahrungen und Erlebnisse. Die Idee kommt wie so vieles aus der Großstadt, wo man sich ja auch gar keine innerstädtischen Grundstücke alleine leisten kann – aber ganz ehrlich: Mit dem Baugrund allein ist es ja nicht getan, und letztlich haben auch wir enorm davon profitiert, dass wir uns zusammengetan haben. Nicht nur finanziell.
Wir hatten am Abend der Infoveranstaltung schon ein anderes Paar kennengelernt, bei dem wir gleich dachten: Die wollen wir als Nachbarn haben! Wir sind schon immer Wittenberger, aber Anja und Torben von der anderen Elbseite aus Gartow. Die dritten im Bunde sind meine Schwester und ihr Mann. Ich hätte nie gedacht, dass wir mal wieder so nah beisammen wohnen würden, aber wir verstehen uns super. Zusammen haben wir dann begonnen, nach einem Grundstück, aber vor allem auch nach einer kostengünstigen und nachhaltigen Bauweise zu suchen. Mit Hilfe eines Architekten wurde dann aus der Projektidee eine konkrete Planung. Unsere Häuser sind auf der Basis einer vorgefertigten Holzbauweise errichtet. Das ging sehr schnell, und nachhaltig ist es auch. Die Konstruktion ermöglichte es uns außerdem, unsere Häuser auf unsere Bedürfnisse anzupassen. Wir verstehen uns zwar alle sehr gut, aber jeder hat doch so seine eigene Vorstellung von seinem Haus. Das sieht man auch schon von außen: Die Häuser stehen zwar in der Reihe und die meisten Grundelemente sind die gleichen, aber jedes ist doch ganz anders.
Von unserem ersten Treffen bis zum Einzug sind aber 3 Jahre vergangen, das darf man nicht verschweigen: Ein Einfamilienhaus auf der grünen Wiese geht schneller. Natürlich haben die Abstimmungen innerhalb unserer Gruppe einen hohen Zeiteinsatz erfordert, aber im Ergebnis passen unsere Häuser zu uns, unseren individuellen Wohnwünschen und finanziellen Mitteln. So haben Sven und ich um Kosten zu sparen einen großen Teil des Innenausbaus selber übernommen, währen Jutta und Karl dazu weder Zeit noch Lust hatten. Was aber zu jeder Zeit funktioniert hat war die gegenseitige Unterstützung. Zusammen zu bauen schweißt schon zusammen. Ich glaube, als Baugemeinschaft waren wir eher in der Lage als etwa Einzelpersonen, uns den Herausforderungen der Förderanträge und des Kleingedruckten im Kreditvertrag zu stellen. Und unsere drei Häuser reihen sich jetzt gemeinsam ein und schaffen den Lückenschluss zwischen Alt und Neu.Schon Wirklichkeit
Elffreunde – Reihenhauszeile in der Rummelsburger Bucht, Grundrisse mit Wahloptionen für die Nutzer*innen, AFF Architekten, Berlin 2012
Oderberger 56 – Baugruppenprojekt mit gemischtem Programm, Wohn- und Atelierhaus mit teilbaren Wohneinheiten, BARarchitekten, Berlin 2010
Doppelhaus Utrecht – Haus für zwei Familien mit unterschiedlichem Budget, MVRDV Architekten, Utrecht (Niederlande) 1995–97
Grüße aus der Zukunft >> Wittenberger Transformationsgeschichten
Alle Transformationsgeschichten wurden 2018 von subsolar* Architektur und Stadtforschung im Auftrag der Stadt Wittenberge entwickelt. Sie basieren auf den Erkenntnissen der Rahmenplanung Packhofviertel und aktuellen urbanen Transformationsprojekten.