GÄRKELLER

NACHBARSCHAFTS-ALLMENDE

Kindlhof 2021 mit Blick auf den Gemeinschaftsgarten, darunter der Gärkeller

Für den unter dem Kindl Hof gelegenen ehemaligen, etwa 600 m2 großen Gärkeller hat subsolar* im Auftrag der Terra Libra Gmbh / der TRNSFRM 2021-2022 eine Genehmigungsplanung für  Instandsetzung und Wiederinbetriebnahme erarbeitet. Dabei galt es, trotz minimaler und kostengünstiger Eingriffe (siehe auch: Beteiligungsprozess Gärkellergespräche) eine größtmögliche Funktionalität und Flexibilität für möglichst viele verschiedene Nutzer*innen-Gruppen zu erreichen.

Grundriss mit geplanten Einbauten (rot) und Abbruch-Elementen (gelb)

Die überwiegend reversiblen Einbauten können einzeln oder parallel zueinander betrieben werden, so dass viele unterschiedliche Nutzungssituationen in den verschiedenen Zonen des Kellers vorstellbar werden. Diese gliedern sich in den zentralen Bereich mit dem „Späti“, einem multifunktionalen Einbau-Möbel, das als Kommandozentrale, Küche und Werkeugausgabetresen dient, den links davon gelegenen Fahrradbereich, der die Stellplatzsituation auf der Freifläche entlasten soll und den im niedrigeren Bereich des Kellers gelegenen Sanitärtrakt. 

Wichtig ist vor allem, dass ausreichend Licht in den Keller gelangt – und dass der Zugang leicht zu finden und zu begehen (bzw. zu befahren) ist. Eine der größten Maßnahmen, für die auch der gültige B-Plan geändert wurde, ist daher die großzügige Absenkung des Eingangsbereichs, der als Sitzstufentreppe genutzt werden kann, im Rampenbereich aber auch für Fahrräder geeignet ist.

Gegenüber dem CRCLR Gebäude faltet sich die Hoffläche hier nach unten und gibt einen großzügigen Eingang frei. Dieser soll nicht luftdicht verschließbar sein: der Keller soll von hier aus bis zum Notausgang an der Nordseite natürlichem durchlüftet werden. Ein zusätzlicher Lichteinfall wird durch die große Kuppel über dem zentralen Bereich gewährleistet.

Schnitt durch die Eingangsrampe und Blick auf die ausgegrabene Fassade des Gärkellers mit dem verschiebbaren Gitterrost-Eingangstor
Querschnitt durch Eingang, Podest und Oberlicht, Blick Richtung Kartbahn
Längsschnitt durch beide Kellerteile, Blick Richtung CRCLR

Um sicherzugehen, dass mit bescheidenen infrastrukturellen Mitteln eine größtmögliche Offenheit und Nutzungsvielfalt gewährleistet werden kann, haben wir mehrere Szenarien erarbeitet, in denen jeweils eine oder mehrere der entstehenden Zonen von verschiedenen Akteur*innen zu unterschiedlichen Zeiten oder parallel genutzt werden:

Szenario 1: Workshop

  • Der zentrale Bereich am Späti wird möbliert. Es können Workshops, Schulveranstaltungen, Planungstreffen und ähnliche Formate stattfinden
  • Die Benutzung der Radstellplätze kann unabhängig erfolgen. Der WC-Bereich steht den Workshopteilnehmer*innen zur Verfügung.
  • Vom Späti aus kann der Raum gemanagt und die Veranstaltung organisatorisch und / oder kulinarisch unterstützt werden.

Szenario 2: Aufführung

  • Der Podestbereich kann zur Bühne werden.
  • Die Eingangstreppe wird als Tribüne genutzt.
  • Zusätzliche elektrische Geräte und / oder Beleuchtungselemente können an den Plug-In-Elektrostationen im Stützenbereich angeschlossen werden.
  • Der WC Bereich steht Gastgeber*innen und Gästen zur Verfügung.
  • Auf der podestabgewandten Seite des Späti können Snacks und Getränke erworben werden.
  • Hinter dem Späti entsteht ein Backstage-Bereich, eine parallele Nutzung des Fahrradkellers ist nicht möglich.

Szenario 3: Kochen

  • Für dieses Szenario werden Möbel (Tische undStühle) aus dem Lager geholt und im Raum verteilt.
  • Die mobile Küche kommt zum Einsatz.
  • Im Sommer / bei schönem Wetter kann die Zubereitung des Essens unten stattfinden, derVerzehr oben. Eine wiederkehrende kommerzielle Verkostung (Restaurantbetrieb) ist nicht vorgesehen.
  • Der WC-Bereich ist geöffnet, auch für Menschen, die sich oben aufhalten.
  • Die Fahrradabstellanlage ist parallel nutzbar.

Szenario 4: Reparieren

  • In diesem Szenario erweitert sich die Fahrradabstellanlage zu einer (temporär betriebenen) Werkstatt.
  • Im Sinne eines Repair-Cafés können hier auch andere Gegenstände  repariert und / oder upgecycelt werden.
  • Auch ist eine Kooperation mit Lebensmittelretter*innen oder anderen am Areal ansässigen Recycling-Begeisterten denkbar (Plattenladen, Impact Hub, Zu Hause e.V.).
  • Wenn sich dafür Interessierte finden, kann hier ein Living Lab entstehen, in dem auch niedrigschwellig Wissen vermittelt wird (beispielsweise zwischen Senior*innen und Jugendlichen).

Szenario 5: Sozialsalon

  • Im Sozialsalon wird der Sanitärbereich ausgebaut: Im Optionsraum kann ein Waschsalon entstehen, der das Grauwasser aus der Zisterne nutzt.
  • Das Dusch- und Wannenbad kann benutzt werden, während z.B. wohnungslose Menschen ihre Wäsche reinigen.
  • Um den Späti kann eine temporäre Volksküche entstehen.
  • Im Späti können alle mithelfen und sich dabei aufwärmen.

Szenario 6: Sport

  • Zu dafür festgelegten Zeiten können Sportvereine aus der Umgebung hier wettergeschützte Workouts abhalten.
  • Die notwendigen Materialien (Matten, Sportgeräte etc) werden mitgebracht oder im Lager verstaut
  • Im Optionsraum wird eine Sauna eingebaut
  • Der Sanitärbereich dient der Reinigung, übernimmt aber auch soziale Funktionen (Keller-Wellness)
  • In Absprache mit anderen Akteuren können auch niedrigschwellige Schnupperkurse und / oder Turniere stattfinden – oder weitere An- gebote zur Aufklärung und zur Förderung der Gesundheit.

Planungsteam subsolar*: Ananda Ehret, Lilli Gaigal, Saskia Hebert, Francisco Perez

Fachplanung Tragwerk: Andreas Heilig

Fachplanung ELT + HLS: i.net Energie | Immo Nieswand, Michael Holke

Fachplanung Brandschutz: freie ingenieure bau | Hendrik Belaschk

Update: Im April wurde seitens des Bauherrn beschlossen, die Planung nicht beim Bauamt zur Genehmigung einzureichen. Es konnte während der Planungszeit kein Betreiberkonzept konsolidiert werden, und es stellte sich heraus, dass die Kellerdecke statisch weniger belastbar ist als ursprünglich angenommen. Das Projekt wurde daher leider gestoppt.


von